Zweiter gemeinsamer Berufsschultag in meiner Großhandelsklasse. Die Schüler sollen heute zu verschiedenen Themen miteinander in Kontakt kommen.
Ich kündige an:
"Gleich sind schnelle Entscheidungen gefragt: Ich habe Begriffe im Klassenzimmer ausgelegt, die ich gleich umdrehe. Ordnen Sie sich dann blitzschnell einem Begriff zu und stellen Sie sich neben den Begriff. Gemeinsam mit allen anderen, die bei diesem Begriff stehen, beginnen Sie ein Gespräch über den Begriff."
Als Begriffe habe ich Sportarten gewählt:
- Joggen
- Mountainbike
- Schwimmen
- Skaten
- Fußball
- Tanzen
Ich drehe die Begriffe um und stelle die Stoppuhr auf 2 Minuten. Dann laufe ich ein bisschen zwischen den Schülern herum, um zu sehen, ob sich Gespräche entwickeln.
"Wo wohnst du?"
"Vielleicht können wir ja mal zusammen joggen gehen?"
"In welchem Verein spielst du? Braucht ihr noch Mitspieler?"
"Lass uns doch heute Nachmittag mal zum Unterbacher See ..."
Das nächste Thema sind Soziale Netzwerke:
- Snapchat
Facebook ist ein wenig verweist und nur eine Schülerin steht dort. Ich bitte sie, sich woanders dazu zu gesellen, denn alleine kann man sich ja schlecht unterhalten.
Jetzt werden sofort Handynummern ausgetauscht, Bilder vom letzten Urlaub auf Instagram gezeigt, auf die eigene Pinnwand auf Pinterest hingewiesen und gefachsimpelt, was gerade "in" und "out" ist.
Die letzte Runde ist dem Thema Länder gewidmet:
- Italien
- Frankreich
- Österreich/Schweiz
- Spanien
- Polen
- Türkei
... hier sollte man die Länder der Schülerklientel anpassen. Ich hatte Schüler aus der Türkei, aus Spanien und aus Italien dabei. Sie konnten über ihre Herkunftsländer oder über ihre Urlaubsländer sprechen oder darüber, wo sie als nächstes hinfahren wollen. Oder auch auf keinen Fall hinfahren wollen.
"Hey, du kommst auch aus Italien. Cool, woher denn?"
"Ich war letztes Jahr Klettern in Österreich?" "Echt, ich auch. Wo warst du?"
"Ich komme aus Istanbul ..." "Wow, da war ich letztes Jahr für eine Woche mit meiner Freundin. Tolle Stadt!"
Das Charmante an dieser Methode ist, dass die Schüler sofort ins Gespräch kommen, weil sie ja mit dem Thema, zu dem sie sich gestellt haben, persönlich etwas verbinden. Nicht unbedingt nur Positives, aber darauf kommt es auch nicht an. Am Anfang, wenn man den anderen noch nicht kennt, fallen einem oft nicht so viele Gesprächsthemen ein. Da sie hier aber vorgegeben sind, ist es viel einfacher die Scheu vor dem fremden Gegenüber zu überwinden und ganz schnell finden sich auch Gemeinsamkeiten. Durch die wechselnden Themen kommt man immer wieder mit anderen Leuten ins Gespräch und lernt so nicht nur die Leute kennen, die neben einem sitzen oder die man am ersten Tag zufällig kennengelernt hat, sondern viele verschiedene Menschen, mit denen einen vielleicht jeweils andere Themen verbinden.
Für mich als Lehrerin bietet diese Methode auch viele Vorteile: Wenn ich aufmerksam zuhöre an verschiedenen Stellen, lerne auch ich meine Schüler besser kennen. Ich erfahre, was sie bevorzugt in ihrer Freizeit tun, wohin sie gerne in Urlaub fahren, wer eher aktiv, wer eher passiv ist, wie sich das Thema Soziale Medien gerade entwickelt und vieles andere mehr.
Auch Teile der privaten Seite der Schüler zu kennen ist hilfreich und trägt zur Beziehungsbildung bei. Gerne lasse ich mich auch nach meiner Lieblingssportart, Sozialer Plattform und Urlaubsland fragen. Die Botschaft ist: Ihr interessiert mich nicht nur als Schüler, sondern auch als Menschen.
Die Methode Abteilgespräche findet sich in verschiedenen Methodenordnern auch hier im Internet. Meine Idee stammt aber aus der Sammlung von Lions Quest "Erwachsen Handeln".
Welche Methoden nutzen Sie, damit die Schüler gleich zu Beginn ins Gespräch kommen und schnell zu einer guten Lerngruppe zusammen wachsen?
Selbstverständlich kann man diese Methode auch im Fachunterricht nutzen. Dann stehen auf den ausgelegten Papieren Fachbegriffe, zu denen die Schüler sich austauschen sollen.
Ich wünsche allen eine schöne Woche
herzliche Grüße
eure Ute
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