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Die eigenen Grenzen und die der anderen!

Wir befinden uns jetzt bereits in der dritten Einheit unserer Reihe zur Sozialkompetenz und heute geht es darum, sich selbst besser kennenzulernen, das Wissen über die anderen zu erweitern und zu vertiefen und zu überlegen, wie Vorurteile entstehen können und wie man damit umgehen kann.

 

Einstieg

 

"Guten Morgen alle zusammen! Heute geht es in unserer Lions Quest Stunde um das Thema Grenzen - die eigenen und die der anderen. Ich werde Ihnen in der folgenden Übung einige Aussagen vorstellen, die Sie dadurch beantworten, dass Sie auf die andere Seite des Raumes gehen, wenn die Aussage für Sie zutrifft und stehen bleiben, wenn sie das nicht tut. Sie können jeweils selbst entscheiden, ob Sie sich zu der Aussage positionieren wollen oder nicht. Wenn nicht, bleiben Sie einfach stehen. Bitte achten Sie dabei auf sich und Ihre Gefühle!"

 

Auf diese Weise eingestimmt, herrscht positive Spannung in der Klasse, die sich ja nun bereits einige Stunden kennt und schon ein wenig vertraut ist.

 

Ich klebe eine Linie in der Mitte des Klassenzimmers aus Kreppband, Tisch und Stühle haben die Schüler bereits zu Beginn der LQ-Stunde beseite geräumt.

 

Durchführung

 

Wir fangen vorsichtig an:

 

"Alle, die Mädchen sind, gehen auf die andere Seite. Sehen Sie sich an, wer auf Ihrer Seite steht. Sehen Sie sich an, wer auf der anderen Seite steht. Jetzt geht zurück."

 

Das Risiko soll langsam gesteigert werden, der LQ-Ordner bietet viele verschiedene Aussagen, ich wähle die aus, die ich für meine Klasse sinnvoll finde. Man kann natürlich auch eigene Aussagen verwenden.

 

"Alle, die sich über schlechte Noten ärgern ..."

"Alle, die schon einmal eine Notlüge benutzt haben ..."

"Alle, die schon einmal Zoff mit ihren Eltern hatten ..."

"Alle, die schon einmal jemanden ausgeschlossen haben ..."

"Alle, die schon einmal von der Freundin/dem Freund verraten und im Stich gelassen wurden."

"Alle, die aus einer kinderreichen Familie stammen."

"Alle, die nur bei einem Elternteil leben."

"Alle, die schon einmal wegen ihres Äußeren Probleme hatten."

 

Die Schüler sind ruhig, sind konzentriert. Es gibt zwei Jungs, die außergewöhnlich offen sind, sie ziehen die anderen mit. Manche Augen gehen nur sehr langsam und abwartend in die Runde. Andere äußern sich sofort: "Boh, das finde ich gut, dass ihr das auch erlebt habt." "Echt, so viele?"

 

Ich lasse es bei diesen Fragen bewenden und wir setzen uns zur Reflexion in einen Stuhlkreis. Das ist jetzt - beim dritten Mal - auch schon nicht mehr komisch, obwohl die Schüler 18 und älter sind.

 

Reflexion

 

"Was haben Sie beobachtet? Bei sich und bei anderen?"

"Wie ist es Ihnen persönlich ergangen, wenn Sie auf die andere Seite gewechselt haben?"

"Stehen bleiben, wie war das?"

"Gab es Fragen, bei denen Sie unsicher waren, wie ehrlich Sie sie beantworten?"

"Alleine auf einer Seite zu stehen - wie war das?"

 

Schülerreaktionen

 

Die Schüler sind auch hier ungewöhnlich offen.

 

"Ich habe immer geguckt, ob auch andere auf die andere Seite gehen, bevor ich losging. Ich wollte nicht alleine drüben stehen."

"Ich war erstaunt, wie viele Leute nur bei einem Elternteil leben. Ich bin froh, dass ich das jetzt weiß und mit anderen darüber reden kann."

"Ich musste einmal alleine auf einer Seite stehen bleiben, da mich noch nie ein Freund enttäuscht hat. Ich habe mich komisch gefühlt und mich gefragt, was die anderen alle erlebt haben."

"Bei kinderreich wusste ich nicht, wie viele Kinder das sind. Mehr als 2, mehr als 4? Mehr als der Durchschnitt? Ist das gut oder schlecht, eine kinderreiche Familie zu haben. Da bin ich einfach stehen geblieben."

 

"Was nehmen Sie aus der Übung mit?"

 

"Es gibt meist noch andere Leute, die von einer Sache betroffen sind, die mir unangenehm ist. Wenn ich mich damit zeige, habe ich die Chance andere Gleichgesinnte zu finden."

"Es passiert mir nichts, wenn ich zugebe, dass ich einen Fehler gemacht habe."

"Es lohnt sich, offen zu sein."

"Es ist ganz schön doof, alleine auf einer Seite zu stehen."

 

Anschließend kann noch die Frage gestellt werden, was eine gute Freundin, einen guten Freund ausmacht.

 

Auf diese Stunde folgt eine zum Thema Anti-Mobbing und sie ist bereits gut vorbereitet.

 

Unsere Schule hat letzte Woche den dritten Platz bei WAZ-Schulpreis gemacht mit dem Einsatz von Lions Quest. Zwei meiner Schüler waren mit zur Preisverleihung. Sie sagten: "Lions Quest ist ein tolles Konzept, bei uns gibt es keine Ausgrenzung und kein Mobbing. Jeder gehört dazu." Wenn das kein Erfolg ist!

 

Was tun Sie, was tut Ihre Schule gegen Mobbing? Womit haben Sie gute Erfahrungen gemacht?

 

Ich wünsche allen eine gute Woche. Hätte ich nur Schüler wie diese, wäre mein Arbeitsleben leicht!

 

Herzliche Grüße

Eure Ute

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