Kennen Sie das auch?
Für manche Themen in meinem Unterricht finde ich nicht die richtigen Texte. Ich suche und suche im Internet - dabei geht sehr viel Zeit drauf. Auch das Schulbuch gibt nichts her, das mir gefällt. Ich muss also selbst einen passenden Text schreiben. Dazu bediene ich mich einer Methode aus dem Kreativen Schreiben, die auf Gabriele L. Rico zurückgeht, das Clustering.
Sie beschreibt es in ihrem Buch "Garantiert schreiben lernen" so (S. 8f):
"... schrieb ich das erste Wort, das mir in den Sinn kam, in die Mitte des Blattes, zog einen Kreis darum - GEWIRR - und fügte, wie elektrisiert durch die Gedankenverbindungen, die sich in meinem Kopf um diesen Mittelpunkt herum sammelten und in alle Richtungen ausstrahlten, immer neue Einfälle, Assoziationen zu diesem einen Wort, hinzu. Während ich noch damit beschäftigt war, mein "Cluster" weiter auszuspinnen, verlagerten sich auf einmal die Gewichte: Das Gefühl, ziellos umherzuschweifen, machte trotz des bunten Durcheinanders einer ersten Orientierung Platz, und ich fing an zu schreiben."
Anfangen
Ich beginne also mit dem Thema in der Mitte, zu dem ich einen Text schreiben möchte, das ist in meinem Fall WIRTSCHAFTEN (ein meiner Meinung nach sehr ödes Thema aus den Grundlagen der VWL, das ich jetzt mit einem netten Text für die Schüler/innen aufpeppen möchte). Um dieses Wort ziehe ich einen Kreis und lasse dann meinen Assoziationen freien Lauf. Irgendwann beim Assoziieren merke ich, jetzt ist der Punkt, wo der Text beginnen soll. Da fange ich an und hangle mich dann an meinem Cluster entlang. Diese Vorgehensweise führt zu einem "inneren Zusammenhang, zu Geschlossenheit, zu Ganzheit", so Gabriele L. Rico und ich empfinde es ebenso.
Papier und Stift oder digital
Ich arbeite normalerweise mit Stift und Papier, da bei mir die Verbindung zwischen Gehirn und Hand so am besten klappt. Für Sie habe ich das Bild aber mit Bubbl.us in eine digitale Form übertragen:
Spannend machen
Um den Text von der völlig sachlichen Ebene wegzubekommen, bediene ich mich dann noch eines Elementes aus dem Journalistischen Schreiben: Anfeaturen, d.h. ich lasse den Text mit einer Person und Situation beginnen, mit denen ich ein lebendiges Bild im Kopf der Schüler/innen zeichne. Und beziehe dabei auch die alte Lehrerregel mit ein: "Die Schüler/innen dort abholen, wo sie stehen."
Ein Auszug aus dem entstandenen Text sieht dann so aus:
Grundlagen des Wirtschaftens: Zwei Freude beim Einkaufen
Max und Moritz gehen zusammen einkaufen. Die beiden sind Freunde und doch ganz verschieden. Max ist ein Homo Oeconomicus, also ein Mensch, der seine Entscheidungen nur aufgrund wirtschaftlicher Erwägungen trifft. Moritz ist ein ganz normaler Mensch wie du und ich.
Als die beiden vor dem Kühlregal stehen, greift Moritz zur Buttermilch von Weihenpeter, die hat so leckere Butterflöckchen und kostet 2,49 €. Sei's drum, Hauptsache lecker! Max will ebenfalls Buttermilch kaufen, vergleicht alle Preise ganz genau und nimmt dann die Hausmarke für 1,39 € [...].
Anfangen und Spaß kriegen
Wenn Sie jemand sind, der sich mit dem Schreiben eher schwertut, fangen Sie bei einem einfachen Thema an, das Sie auch interessiert und machen Sie erst mal ein kleines Cluster. Benutzen Sie das Tool, das Ihnen gefällt, ob es nun ein schöner Stift oder das Tablet ist. Sie werden sehen, dass Sie mit dieser Methode Spaß bekommen. Wenn Sie sich näher mit der Theorie und Schreibübungen befassen wollen, dann empfehle ich Ihnen das Buch von Gabriele L. Rico. Es enthält eine Menge geballten Wissens und vor allem mitreißende Schreibanleitungen.
Wenn Sie Fragen zur Methode haben, können Sie mich gerne kontaktieren.
Im nächsten Beitrag werde ich darstellen wie ich meine Texte differenziere. Seitdem ich als Moderatorin für die Bezirksregierung zum Thema Differenzierung unterwegs bin, versuche ich selbst auch immer mehr Möglichkeiten der Differenzierung in meinem Unterricht umzusetzen. Aber wie immer: Mit Maß und Ziel und kleinen Schritten.
In diesem Sinne: Ein schönes Wochenende und viel Spaß beim Schreiben
wünscht Ihnen
Ute Matthias
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