Wie komme ich zu dieser Überschrift?
Ich folge einem Newsletter von Cindy Schulson, einer Marketingfrau, die ich ganz beeindruckend finde hinsichtlich ihres Angebots, das meiner Meinung nach nicht dem Mainstream folgt.
Sie sagt, ich solle meinen potentiellen Klient*innen nicht sagen, dass ich ihnen helfen kann, sondern wie ich ihnen helfe. Und das in einem Schritt-für-Schritt Programm.
Ich kann das gut nachvollziehen, denn wenn ich nach einem Coach suche, dann suche ich eine Lösung für mein Problem. Es hilft mir daher wenig weiter, wenn der Coach sagt, was er alles kann.
Nicht alles lässt sich in ein Schritt-für-Schritt Programm verpacken
Die Krux an der Sache ist, dass die Themen, mit denen die Klient*innen zu mir kommen, komplexer sind als dass man sagen könnte: Ich mache erst a), dann b), dann c) und dann ist das Problem gelöst.
Das Beispiel Unterrichtsstörungen (ein Klassiker)
Angenommen, es kommt ein Klient A, nennen wir ihn Herrn Arndt, mit dem Problem, dass er sich durch die vorlauten und kasperigen Schüler*innen in seinem Unterricht gestört fühlt. In der Regel gehe ich dann wie folgt vor:
- Ich kreise mit dem Klienten gemeinsam die Situation ein, in denen dieses Problem vorkommt.
- Wir verdichten die Situationen und finden heraus, welche Gemeinsamkeiten sie haben.
- Ich schaue mit dem Klienten aus der Metaebene auf die Situation und wir betrachten sein Verhalten im Zusammenhang mit der problematischen Situation.
- Ich bitte den Klienten mir zu schildern, wie diese Situation für ihn aussehen würde, wenn sie optimal laufen würde.
- Mit einem Persönlichkeitstest schauen wir auf die Stärken und Schwächen, die der Klient mitbringt und wie sie sich auf die Lehrerrolle auswirken.
- Ich zeige ihm auf, dass auch die Klasse aus unterschiedlichen Persönlichkeiten besteht. Manche sind ihm ähnlich, andere nicht. Wir überlegen gemeinsam, welcher Persönlichkeitsgruppe die Schüler*innen zuzuordnen sind, die ihm den meisten Ärger machen.
- Wir suchen Lösungswege, wie man alle Schüler*innen in der Stunde einmal abholen kann, klären, was jeder Persönlichkeitstyp braucht.
- Wir finden exemplarische Methoden für jeden Persönlichkeitstyp und überprüfen, inwiefern sie auch mit der Lehrerpersönlichkeit zusammenpassen.
- Der Klient testet die gefundenen Lösungen mit seinen Schüler*innen aus und gibt mir eine Rückmeldung.
- Wir feintunen die bereits gefundene Lösung bis sie passt.
Und in der Tat ist es auch so, dass ein Coachingprozess zu diesem Thema auf diese Weise ablaufen kann und es auch schon häufiger getan hat.
Abweichungen sind eher die Regel
Aber wie meine Schüler*innen eigene Persönlichkeiten sind, die unterschiedliche Bedürfnisse haben, ist das auch bei meinen Klient*innen so. Nicht jede Methode passt für jeden Schüler/jede Schülerin. Nicht jeder Coachingprozess eines Klienten mit dem Problem "Unterrichtsstörungen" läuft so durch. Und das wäre ja auch langweilig irgendwie.
Meist gibt es ein Thema hinter dem Thema, ein Problem hinter dem Problem und vielleicht stellt der Klient im Laufe des Coachingprozesses fest, dass er den falschen Beruf gewählt hat und am liebsten etwas ganz anderes machen möchte. Dann arbeiten wir natürlich daran weiter. Oder aber es stellt sich heraus, dass er momentan sehr dünnhäufig ist, weil er in einer Scheidung steckt, dann kann der Lösungsprozess sich erst einmal darauf fokussieren.
Am Ende des Tages habe ich natürlich einen Plan, wie ich beginne, wenn der Klient mit einem bestimmten Thema kommt. Aber ich presse keinen Klienten in ein vorgefertigtes Schema. Sondern ich schaue ihn oder sie genau an, arbeite mit meiner Intuition und meiner großen Erfahrung im Lehrbereich und finde so individuelle Lösungen.
Meine Meinung
Von daher, Frau Schulson, ein Schritt-für-Schritt Programm ist ein guter Ansatz und sicher hilfreich für denjenigen, der eine Lösung sucht. Zu erkennen, dass der Coach einen Plan hat, gibt Sicherheit. Aber es kann ja immer nur eine Richtlinie sein, die Lösung findet man meist in der individuellen Abweichung.
In diesem Sinne
herzliche Grüße
Ihre Ute Matthias
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